Samstag, 28. April 2012

Maokong, ich liebe dich

Es wird Zeit, dass ich mal wieder etwas zu meinen vielen Bildern auf dem Blog schreibe. Ich weiß, ich weiß, es ist wirklich schon eine halbe Ewigkeit her, seit ich mich das letzte Mal dazu durchringen konnte, aber vielleicht bessere ich mich auf meine letzten drei Monate wieder. Immerhin habe ich bis jetzt durchgehalten, immer schön überhaupt irgendwas zu posten. Vorgenommen habe ich mir auch, die vorangegangen Posts noch mit Worten zu verzieren. Aber passiert ist das noch nicht.

Heute war auf jeden Fall ein durch und durch gelungener Tag. Denn es drehte sich wieder einmal vielen, oder besser, fast alles, um Tee. Und das begann schon früh am Morgen, als ich feststellte, dass meine Bitte an das taiwanesische Wetter vorm Schlafengehen wirklich erhört wurde. Ich habe mir nämlich ganz ausdrücklich gewünscht, dass es wenigstens bis zum Nachmittag nicht regnet, damit ich auf Maokong Tee pflücken gehen kann. Ich habe dem Wetter auf Chinesisch erklärt, wie wichtig das für mich ist, weil ich sonst wohl kaum noch eine Chance hätte selbst Tee zu pflücken. Vielen Dank, liebes Wetter. Aber ich sage dir das heute Abend noch persönlich. Auf Chinesisch. 


Während ich mich also schon tierisch freute, hörte ich am Vormittag um 10 ziemlich gute Livemusik von irgendwo in der Nähe. Als ich allerdings dann losging, die gute Musik zu suchen, war sie schon wieder vorbei. Aber ich fand wenigstens eine kleine Ansammlung von Zelten, die sehr verdächtig nach Veranstaltung aussehen. Nur weiß ich jetzt leider nicht, ob das heute war, während ich meiner Liebe zum Tee fröhnte, oder ob ich morgen wieder Musik zum Frühstück habe.


Da das Wetter schön war und ich auch noch etwas Zeit bis zum vereinbarten Treffen auf Maokong hatte, beschloss ich Sebastians Vorschlag zu folgen und eine Trackaufzeichnung des Wanderwegs von der Uni nach Maokong zu machen. Ich habe heute gelernt, dass der Weg wahrscheinlich der Zhinan Teepflückerweg ist.


Allerdings musste ich mein Vorhaben doch schon relativ bald aufgeben, weil ich einfach fix und alle war und mein Kreislauf irgendwie nicht so richtig wollte. Keine Ahnung, ob ich einfach zu wenig gegessen hatte oder zu schnell die Treppen gestiegen war, auf jeden Fall ging es mir richtig mies. Also entschloss ich mich dazu, für die letzten Meter den Bus zu nehmen.


Trotz Bus kam ich klitschnass geschwitzt bei Familie Zhang an. Aber immerhin war ich genau zum richtigen Augenblick da, denn Vater und Sohn wollten just in diesem Augenblick mit der Weiterverarbeitung des Tees beginnen, den ich schon am Mittwochabend sehen durfte. Der Tee war inzwischen schon fertig oxidiert und durfte heute ein paar Runden in dieser Wärmeschleuder drehen. Das wird allerdings nicht nur einmal gemacht, sondern so oft wiederholt, bis der Tee komplett trocken ist. Da zwischen den Durchgängen der Tee aber abgekühlt sein muss, hatten wir heute nur Zeit für einen Durchlauf.


Das Ganze lief so ab: Andy nahm jeweils einen Batzen Tee, packte ihn aus seinem Stoff aus und entleerte ihn auf eine runde Korbschale, von der wir gemeinsam den Tee portionsweise in die Schleuder warfen.


Nach etwa 10 Minuten holten wir den Tee dann raus und der nächste Batzen war an der Reihe.


Während wir einen Batzen nach dem Anderen schleuderten, beschäftigte sich Andys Papa mit dem Wiedereinpacken des Tees. Er füllte also den getrockneteren Tee wieder in den Stoffsack, zurrte alles fest und ließ den Sack dann ein paar Runden in dieser Maschine drehen, die mit etwas Druck den Tee zusammenpresset. Am Ende waren die schon trockneren Teebatzen um Einiges kleiner als die noch nicht Geschleuderten.


Während wir so auf den Tee in der Schleuder warteten, tranken wir Tee und wurden von Andys Bruder und ich weiß nach wie vor nicht, ob sie die Schwester der beiden oder die Freundin von Andys Bruder ist, unterhalten. Eine wirklich nette Runde.


Als wir mit dem Schleudern fertig waren, fuhren wir zu den Teepflanzen der Familie. Sie scheinen zwei Hänge zu haben, aber der eine war schon komplett abgeerntet, sodass wir nur den anderen besuchten. Die Pflanzen in dem Bild sind erst dieses Jahr gepflanzt worden und daher noch sehr klein. Ich dachte bisher immer, dass bei so kleinen Teepflanzen, der Tee noch nicht besondern gut sei, aber Andy meinte zu mir, dass jüngere Pflanzen den besseren Tee ergeben. So nach dem Motto: Jung ist immer besser.


Die Büsche in dem Bild sind dagegen schon etwas älter, ich glaube er sagte was von 5 Jahren, aber ich bin mir nicht mehr so sicher. Als ich am Mittwoch mit meinem Teelehrer nach Hause gefahren bin, hat er mich andere Teehänge gezeigt und mir deren Kritikpunkte gezeigt. Dabei waren solche wie: Direkt an der Straße, zu direkte Sonneneinstrahlung und Stromkabel. Heute konnte ich sehen, dass der Tee für seinen Tee keiner dieser drei Punkte ausgesetzt ist.


Und ich durfte meinen ersten Tee pflücken. Ok, zugegeben, das wars dann auch schon. Ich hatte ja eigentlich erwartet, so richtig viel Tee zu pflücken, um diese mühsame Arbeit besser zu verstehen. Tatsächlich aber pflückte ich nur drei Blätter. Auf einmal.


Ich liebe Maokong, weil es so schön grün ist. Und in diese Ecke verlaufen sich auch keine Touristen.


Nach dem Besuchen der Teepflanzen ging es zu einem kleinen Tempel ganz in der Nähe, wo wir beteten. Dort trafen wir auch die Mama Zhang und Andys Geschwister (?). Und später kamen dann noch einige Freunde von Andys Bruder vorbei, da ,wie sich herausstellte, noch ein Grillnachmittag geplant war. Dazu wurde ich dann auch noch eingeladen. Und da ich heute eh nichts Anderes vorhatte, nahm ich das dankend an.


Während die jungen Leute mit dem Grillzeug beschäftigt waren, fragte ich Mama Zhang, ob ich ihr helfen könne und trennte mit ihr zusammen die Teestiele von den Teeblättern vom bereits fertigen Tee. Es gab sogar schon probeweise ersten Tie Guan Yin Frühlingstee zu trinken. Und später auch die Stiele. Denn auch wenn sie vom eigentlichen Tee getrennt werden, kann man sie aufbrühen. Zwar nur ein Mal, aber immerhin. Und so frische Stiele sind richtig gut. Das klingt vielleicht komisch.


Zum Glück hatte ich vor meiner Aunkunft bei Familie Zhang noch einen Zwischenstopp beim Mantoutempel eingelegt und ganz leckere Minimantous gekauft. Die konnte ich dann zum gemeinsamen Grillen beisteuern. Denn jeder hatte irgendwas mitgebracht. Meistens ziemlich ungesunde Sachen. Während es bei uns beim Grillen wenigstens noch einen Salat gibt, gab es hier wirklich gar kein Gemüse. Allerhöchstens Kimchi.


Aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Im Gegenteil. Ich konnte wieder interessante neue Snacks kennen lernen. Wie zum Beispiel diese Erdnüsse mit Seetang, Chili und kleinen getrockneten Fischen. Etwas zu salzig für meinen Geschmack, aber wirklich lecker.


Und so sieht taiwanesisches Grillen aus. Es unterscheidet sich zu unserem Grillen in mehrerer Hinsicht: 1. Es wird fast alles auf dem Grill mit Barbecuesauce bepinselt. 2. Das Fleisch ist ganz dünn, also nicht Steak in unserem Sinne, sondern eher wie Schnitzelfleisch. 3. Der Grill ist ziemlich klein, wenn man bedenkt was für Massen an Essen damit produziert wurden. 4. Neben Fisch, Fleisch und Würstchen kann man auch Tofu, Tintenfisch, Krabben und Fischkuchen grillen.


So sah der Tisch während des Grillessens aus.


Und als ich eigentlich schon total satt war, machte ich Bekanntschaft mit Armeeessen: Biershrimps. Man braucht dafür eine leere Bierdose, die man mit einer Schere aufschneidet, ein paar Shrimps, die man in die aufgeschnittene Dose tut und Bier, dass man über die Shrimps in der Dose kippt. Dann den Deckel wieder drauf und ab auf den Grill damit.


So sieht das dann fertig aus. Sehr lecker.


Und zum Abschluss noch ein Gruppenfoto.


Fazit: Nur 20 Minuten mit dem Bus von mir entfernt wohnt eine Familie, die keinen Tag ohne Tee verbringt und fast ausschließlich ihren selbst gemachten Tee trinkt. Das find ich irgendwie cool.

Freitag, 27. April 2012

Und sonst so auf den Straßen Taiwans...

Für einen Freitag war der Tag wirklich nicht so spannend. Aber ich habe mal wieder einen Straßenumzug erleben dürfen. Aber alles der Reihe nach. Da wieder einmal, so traurig es auch sein mag, mal wieder keiner mit mir Mittagessen gehen konnte oder wollte, holte ich mir heute mein zweites Mittagsbento seit ich hier bin.  So sah es aus. Es war zwar billiger als das erste, aber auch nicht ganz so gut. Aber irgendwie find ich die Mittagsbentos doch gar nicht so schlecht. Immerhin gibts da immer auch Gemüse drin. 


Das Bento hatte ich mir auch geholt, weil ich nichts Essbares mehr im Kühlschrank hatte und somit gar nichts zum Selberkochen hatte. Das sollte sich ändern und deshalb machte ich mich auf zum Supermarkt. Auf meinem Rückweg sah ich vom Bus aus mal wieder einen Umzug. Das ist nicht der erste, den ich hier sehe, aber bisher einer der größten. die ich so mitbekommen habe. Das Ding ist, dass ich nach wie vor nicht weiß, wofür dieser Umzug war. Aber es gab lustige Gestalten. Wie zum Beispiel dieses Männchen. Es war vielleicht eine Art Gott oder so. Auf jeden Fall bewegte ging es zu einer Firma und bat um Spenden, wurde aber ganz dreist wieder weggeschickt.


Der Bus war zu dieser Zeit auch ziemlich leer, sodass ich eine schöne Sicht auf das ganze Geschehen auf der Straße bekommen konnte.


Diese beiden Männer zum Beispiel kauten Betelnüsse. Sehr spannend.


Aber vom eigentlichen Umzug habe ich ein Video gemacht. Denn meine nigelnagelneue Kamera hat eine HD Videofunktion. Und die muss ich doch mal nutzen. Hier also ein Einblick in die taiwanesischen Straßenumzüge.



Fazit: Busfahren ist toll.

Meine kleine Teewelt

Jetzt, da Sebastian wieder nach Deutschland zurück gekehrt ist, muss ich mich ja irgendwie beschäftigen, was mich auch ohne ihn glücklich macht. Was ist da besser als Tee? Wie praktisch, dass gerade Erntezeit ist. Und wie praktisch, dass ich einen Teelehrer habe, der mich an der Verarbeitung seines Tees teilhaben lässt. 

Hier sieht man Herrn Zhang, ein Verwandter von meinem Teelehrer, der den tollen Tie Guan Yin anbaut, den mein Teelehrer verkauft. Und auf den Bambuskörben liegen die frischen, von Hand geernteten Teeblätter.


Da die Blätter in dem Zustand noch nicht so viel Spannendes machen, durfte ich mit Lao Cha spielen.


Lao Cha heißt einfach "Alter Tee", aber so abschätzend das in der Übersetzung auch klingen mag, dieser Tee ist eine kleine Kostbarkeit, da er älter als ich ist. Er wurde vor 30 Jahren produziert und erst 10 Jahre danach geöffnet. Seitdem, also seit 20 Jahren befindet sich dieser Tee in einem ziemlich großen Fass, dass nicht leer zu werden scheint.


Nach einer Weile packte Herr Zhang die Blätter dann in eine Schleuder, die Luft zwischen die Blätter bringt und die Masse auch noch etwas säubert, da die Schleuder wie ein Sieb funktioniert.


Die folgenden Bilder sind zwar erst einen Tag nach dem Besuch bei Familie Zhang gemacht worden, haben aber auch mit Tee zu tun und so dachte ich mir, pack ich einfach alles in einen Beitrag. Ich traf mich also wieder bei meinem Teelehrer zu Hause und ich durfte verschiedene Tie Guan Yins probieren.


Diese verschiedenen Ausführungen wurden dann auch meine Hausaufgabe. Denn von diesen fünf Sorten ist nur eine richtig gut.


Da ich aber nur maximal 8 Teetassen habe, konnte ich zunächst nur mit 4 verschiedenen Tees üben.


So sieht es dann aus, wenn ich nicht mehr Tee trinke, sondern Tee übe. In den Teetassen befinden sich von jeder Sorte der erste und zweite Aufguss, in den Schüsseln befinden sich die Blätter im dritten Aufguss und auf dem Teller die aufgebrühten Blätter. Molly hat mich dann auch noch getestet und ich konnte in 5 Versuchen immerhin 4 Mal richtig sagen, welche Probe es war.


Fazit: Heute habe ich den Unterschied zwischen Teetrinken und Teetesten gelernt. Wirklich.

Kleine Highlights der Woche

Zu meinem montäglichen Tutorium bei meinen Deutscherstis erschienen dieses Mal nur zwei Leute. Denn die Anderen waren mit ihrem Stand am kleinen Tor sehr beschäftigt. Also, beschloss ich nach dem Tutorium dort auch einmal vorbei zu schauen, denn auf Facebook wurde schon angekündigt, dass es deutschen Pudding gäbe und ich war schon gespannt, wer Pudding gekocht hatte. Wie sich herausstellte, hatte niemand irgendwas gekocht. Und auch die echt englischen Scones waren nicht selbst gebacken. Die verkauften doch echt beim Bäcker nebenan gekaufte Sachen weiter. Und das auch noch als echt europäisch vermarktet! Das fand ich ja schon höchst seltsam. 


Da ich mir vor Kurzem eine kleine Eis-am-Stiel-Form gekauft hatte, wollte ich diese natürlich auch so bald wie möglich mal ausprobieren. Und so überlegte ich ständig hin und her, wie ich am besten selber Eis machen könnte, ohne zu großen Aufwand. Da kam mir dir Idee mit dem Papayaeis. Man nehme eine reife Papaya und einen Becher frisch gekaufte Papayamilch. Tadaaaaaaaa. Wirklich einfach und lecker.


Im Unterricht haben wir gerade das Thema Tourismus und Panda aus Guatemala (nein, der heißt nicht wirklich Panda, aber wir nennen ihn alle so) hat für jeden kleine guatemalische Papageien mitgebracht.


Ich nahm natürlich einen grünen.


Nach dem Unterricht ging es dann zusammen mit Feili und Sieun in ein Restaurant auf dem Campus. Ich wusste bis zu dem Zeitpunkt nicht einmal, dass es ein Restaurant AUF dem Campus gab. Aber spätestens nach Eintreten war mir klar, warum: Das war bisher einfach nicht meine Preisklasse. Ist es jetzt immer noch nicht. Aber es hat sich wirklich gelohnt etwas mehr zu bezahlen.



Denn es gab Wurst, die sah nicht nur einer Bratwurst ziemlich ähnlich, nein, sie schmeckte auch so. Wirklich. Und es gab Sauerkraut und Senf. Beides war zwar nur ein kleiner Miniklecks. Aber Sauerkraut! Und Senf!


Fazit: Wenn ein Deutscher die Würstchen in Taiwan macht, hört es sich auf Chinesisch so an, als seien die Würstchen aus Deutschen gemacht

Botanischer Garten