Freitag, 20. Juli 2012

Yingge ganz ausführlich

Ich rief mal wieder meinen Teelehrer an, um zu sagen. dass ich nur eine kleine Teerunde als Abschluss machen möchte, da mir eine ganze Teezeremonie ein bisschen zu viel ist. Er verstand das und fragte, ob ich heute irgendwas vor hätte. Nö. Dann komm zu mir, wir fahren nach Yingge. Das ist die Keramikstadt, in der ich schon einmal mit Maria und dann mit meinem Teelehrer für eine knappe Stunde schon einmal war. Ich befürchtete, dass es diesmal ein rekordverdächtiger 30-Minutenbesuch des Museums werden würde, da mein Lehrer meinte, er müsse nur kurz was mit dem Museum klären. Während er also seine Dinge klärte, flitzte ich in den dritten Stock, wo es eine neue Ausstellung gab. Und zwar zu der Veranstaltung, zu welcher mein Teelehrer letztes Wochenende auch die Teezeremonie organisiert hatte. Und als ich mir die Stücke so anschaue, sehe ich tatsächlich Leute, die ich im Teehaus kennengelernt hatte.


Auch wenn ich wirklich nur ganz wenig Zeit hatte, liebe ich das Keramikmuseum in Yingge. Ein wunderschöner Bau, offen, hoch.


Entgegen meiner Erwartung, dass wir gleich wieder zurück nach Taipei fahren würden, ging es zu einem Freund von meinem Teelehrer, der zusammen mit seiner Frau ein Geschäft für Keramik, vorrangig japanische, vertreibt. Die ausgestellten Stücke kann ich mir auf keinen Fall leisten, aber immerhin bewundern durfte ich sie sehr ausgiebig.


Hier der Laden in seiner ganzen Pracht. Und am Tresen tranken wir für eine ganze Weile Tee und ich bekam vom Ladeninhaber meinen ersten traditionell zubereiteten Matcha. Ich war überrascht, dass dieser Matcha keine Spur von Bitterkeit hatte. Überhaupt nicht. Aber im Vergleich zu Tieguanyin war der Geschmack auch nicht so vielfältig.


Die Kanne, mit der ich aufgießen durfte fand mein Lehrer besonders interessant und während des Gesprächs fragte er immer mal wieder, wie viel die kosten würde und ob es noch ein bisschen günstiger sein könnte. Lustig war auch, dass ich sogar seine Versuche zu feilschen auch verstand, als er ins Taiwanesisch wechselte.


Mein Teelehrer lud den Inhaber und seine Frau auch zu meinem Teeabend am Montag ein. Ich bin gespannt, ob die beiden wirklich kommen, denn die Frau schien sich über die Einladung sehr zu freuen.


Gegen 16 Uhr verließen wir den Keramikladen und mein Teelehrer ging in den McDonalds nebenan. Aber ich lehnte ab. Sorry, aber Mc geht für mich als Essen nur in den größten Notsituationen. Damit ich aber nach so viel Tee wenigstens ein bisschen Zucker zu mir nahm, durfte ich den gar nicht so schlechten Eistee trinken. Und da wir leider keine Bäckerei oder ähnliches auf dem Weg fanden, schlug mein Lehrer vor, zu anderen Freunden von ihm zu fahren, die bestimmt was zu essen hätten. Lustigerweise waren seine Freunde die Inhaber eines anderen Ladens, genau der, wo Maria sich ihr Teeset gekauft hatte. Nach weiteren Litern Tees, kaufte ich mir dann auch noch ein paar Tassen, da ich sonst maximal 3 gleiche Tassen hätte. Und ich fand etwas für Mama. Aber pssssssssst! Was zu essen gabs tatsächlich: einen Pfirsich vom Lalashan.

Aber dann ging es zum eigentlichen Highlight des Tages in Yingge: Zum Teekannenmeister. Dieser nette Herr machte seit Jahrzehnten wunderschöne Keramikkannen.


Und auch sein Sohn ist in die Fußstapfen getreten und hilft im handwerklichen Betrieb.


Hier werden die kleinen Meisterwerke geschaffen.


Und das sind noch halbrohe Trinkbecher, die auf ihren zweiten Brenngang warten.



Sind die nicht wunderschön? So viele verschiedene Formen, Größen und Qualitäten. Das war wirklich so schön zu sehen.


Zu Hause bekam ich dann meinen neuen Mitbewohner zu Gesicht. Gehört hatte ich ihn schon einige Male zuvor, aber ich war mir immer nicht so sicher, ob er nun wirklich in meinem Zimmer oder einfach nur auf dem Balkon ist. Mein Hausgecko. Der ist so süß und toll, weil der nämlich alle bösen Mücken für mich auffrisst.


Fazit: Würde ich jetzt eine Biografie schreiben, wäre mein Teelehrer neben meiner Familie und Sebastian eine der einflussreichsten Personen in meinem Leben.