Mittwoch, 30. Mai 2012

Noch ein toller Film

Vor einiger Zeit kam im Fernsehen ein mich wirklich sehr fesselnder taiwanesischer Film. Im Englischen heißt er zwar Make Up, aber mit Schminken hat der Film nur im entfernteren Sinne zu tun. Es geht um eine junge Frau, deren Job es ist, verstorbene Leute für Beerdigungen vorzubereiten und sie dementsprechend zu schminken. Eines Tages muss sie ihre ehemalige Lehrerin schminken, die sich das Leben genommen hat. Nun sieht man in den Erinnerungen der Hauptdarstellerin, dass die Lehrerin nicht einfach nur ihre Lehrerin war, sondern eine Liebschaft. Zu dieser interessanten Konstellation gesellt sich der sehr um seine Frau trauernde Ehemann, welcher als Arzt auch der betreuende Psychater seiner Frau gewesen war. Ein junger Polizist will nun nicht glauben, dass die Lehrerin wirklich Selbstmord begangen hat und ermittelt nun gegen den Ehemann und dessen guten Freund, welcher der für den Fall zuständige Gerichtsmediziner war. Da ich den Film komplett auf Chinesisch mit chinesischen Untertiteln gesehen habe, bin ich mir in einigen Sachen nach wie vor nicht ganz sicher. Aber ich finde diesen Film wirklich sehr außergewöhnlich, da er so viel Ruhe und Ästhetik trotz eines so sensiblen Themas ausstrahlt. Ich finde auch, dass das gerade für einen taiwanesischen Film sehr besonders ist, da die meisten Filme in Taiwan sehr schrill bunt und irgendwie übertrieben hübsch, kitschig und süß sind. 


Früchtetee schmeckt nach Heimat

Am Dienstag ist meistens Teeclubtag und diesmal lud uns unsere Teelehrerin zu sich nach Hause ein, um uns Unterricht im Blumentee zu geben. Denn der Teeclub verfügt zwar über ziemlich viele verschiedene Teesorten, hat allerdings keine teeähnlichen Aufgüsse parat. Also kamen wir alle in der netten Wohnung unserer Teelehrerin zusammen.


Und kaum angekommen, wies sie uns an, wie man ganz leicht und auch ziemlich kostengünstig diverse kleine süße Snacks, passend zum Tee, zaubern können. Das war für mich ziemlich interessant, weil ich jetzt das Wundermittel für Teegelee kenne: Hantianpulver! Ich bin ja schon von Beginn an von den vielen verschiedenen Gelees Taiwans begeistert, vor allem, weil sie fast ausschließlich pflanzlich sind. Das find ich ziemlich beachtlich, weil in Deutschland fast jedes Gelee Gelantine enthält. Als Nichtvegetarier find ich das jetzt nicht schlimm, aber mich faszinieren Alternativen immer wieder.


Neben Teegelee aus Oriental Beauty durften wir auch kleine Kügelchen aus lila Reis und grüne Bohnen rollen.


Die grüne Bohnenpaste war auch ziemlich interessant. Denn es sah aus wie Marzipan. Natürlich hat es nicht so geschmeckt, aber zusammen mit dicker gesüßter Kondensmilch war es wirklich ein netter Snack.


Und dann kam es endlich zu dem Tee. Ich hatte mich auf den Unterricht sogar vorbereitet. Nämlich in dem Sinne, dass ich vorher im Internet recherchierte wie die für uns in Deutschland wichtigsten Kräuterteekräuter auf Chinesisch heißen. Es stellte sich aber heraus, dass es weniger um Kräutertee ging. Denn so eine Vielfalt an Kräutern wie wir es in Deutschland kennen gibt es gar nicht in Taiwan. Stattdessen werden häufiger Blüten entweder dem richtigen Tee beigemengt oder pur getrunken. Ich fand es ziemlich putzig wie aufgedreht alle vom Teeclub waren, als die Glaskanne mit dem frisch aufgebrühten Früchteblumentee hereingetragen wurde.


Es war auch ziemlich lustig, wie man richtig merkte, dass die wenigsten vom Teeclub schonmal Früchtetee selber aufgebrüht haben. Denn neben dem Fakt, dass die Farbe sehr ausführlich bewundert wurde, bekam der Tee drei Aufgüsse. Das mag für uns Europäer total absurd klingen, dass man Früchtetee drei Mal aufgießen möchte, aber für taiwanesischen richtigen Tee ist das vollkommen normal. Während die meisten vom intensiven und sauren Geschmack des ersten Aufgusses ziemlich überrascht waren, waren andere etwas enttäuscht, dass der Tee mit dem dritten Aufguss zwar noch so schön rot war, aber einfach mal nach gar nichts weiter schmeckte.


Für mich war der erste Schluck Früchtetee wirklich wie ein filmreifer Flashback. Heimweh. Ich konnte so richtig kleine Szenen und Erinnerungen an Früchtetee und Zuhause vor meinen Augen abspielen sehen. Wäre ich allein gewesen, hätte ich wahrscheinlich geweint.

Und nach dem Früchtetee durften wir unsere eigenen Blumenteekreationen zusammenstellen. Es gab Rosenblüten, Lavendelblüten, Kamillenblüten und Chrysanthemenblüten.

Und danach bekam jeder einen Teebeutel (!!!) und sollte diesem Tee eine Blume hinzufügen. Ich bekam Oolong aus dem Teebeutel (!!!) und gab Rosen dazu. Ich konnte das aber echt nicht trinken. Oolong aus dem TEEBEUTEL!!!!


Und dann lernte ich endlich einmal die taiwanesische Pflaume in ihrer rohen Gestalt kennen. Jetzt weiß ich auch, warum sie immer so sauer ist: Es ist im Grunde eine Art Mirabelle. Und etwa genauso groß wie die Mirabellenpflaumen waren auch die kleinen Mausgrauen.


Das obligatorische Gruppenfoto darf natürlich auch nicht fehlen.


Fazit: Auch wenn die Lehrerin immer ziemlich schnell, laut und schrill spricht und sie meinen Namen immer falsch sagt, fand ich es ganz süß von ihr, uns alle zu sich einzuladen.

Samstag, 26. Mai 2012

Kino

Da unsere Klasse vor einiger Zeit an einem Videowettbewerb teilgenommen hatte, bekam unsere Klasse irgendwie einen Teilnahmepreis. So richtig habe ich das nie verstanden, warum neben Panda, der im Grunde alles alleine machte und neben seiner ursprünglichen Funktion des Regisseurs, auch Hauptdarsteller "unseres" Films war, unsere Klasse noch einen extra Bonus bekam. Naja, ist ja auch egal. Auf jeden Fall wurde dann ständig diskutiert, was wir schönes mit dem Geld machen könnten. Da sich aber irgendwie nicht alle auf eine Aktivität einigen konnten, ging ein Teil der Klasse Hot Pot essen und der andere Teil ging ins Kino. Ich fands ein bisschen schade, dass nicht die gesamte Klasse etwas gemeinsam machte, aber ich hatte auch wirklich gar keine Lust bei 30°C und mehr für $400 Hot Pot essen zu gehen. Und auch wenn ich glaube, dass Hot Pot eigentlich ganz lustig ist, würde es bei mir jedoch nie Kino toppen können. Nie. Außer mir dachte auch Freda so und Sieun entschied sich kurzfristig auch noch fürs Kino, sodass wir zu dritt nach Jingmei fuhren, wo ich einen taiwanesischen Film im Second Run Cinema rausgesucht hatte.

Und als wir aus dem Film rauskamen, sah ich dieses wundervolle Poster, dass versucht die verschiedenen Altersfreigaben in Taiwan zu erklären. 


Den Film, den wir gesehen haben, hieß Din Tai und handelte von einem Typen, der aufgrund von Problemen mit seinem Vater nach Taipei geschickt wird, dort Musik studiert, aber dann doch irgendwann zurück nach Hause kommt, eigentlich, um sich mit seinem Vater zu versöhnen. Der Vater ist allerdings ziemlich stur. Während der Abwesenheit des Sohnes hat der Vater nach einem Streit mit seinem Mitschüler eine eigene Din Tao Truppe gegründet, die Hauptsächlich aus problematischen Jugendlichen besteht. Din Tao ist dabei eine Art Musik-, Tanz-, Turngruppe zu Ehren von taoistischen Göttern. In dem Film haben die rivalisierenden Tempel jeweils ihre eigene Din Tao Truppe.


Da der Film so viel taiwanesische Kultur thematisiert und mal nicht eine total verkitschte Love Story darstellt, fand ich den Film richtig gut. Aber ohne englischen Untertitel hätte ich trotz meiner Chinesischkenntnisse kaum was verstanden, weil der komplette Film auf Taiwanesisch war. Das bemängelte Sieun nach dem Film. Und als ich ihr mitteilte, dass außerhalb von Taipei eigentlich mehr Taiwanesisch als Hochchinesisch in Taiwan gesprochen wird, sah sie mich mit großen Augen an.

Fazit: Wenn ein taiwanesischer Film in einem Second Run Kino fast den gesamten Saal füllt und dann auch noch das Publikum zum Lachen bringt, dann muss er gut sein, oder?

Mein letzter Schultag in Taiwan

Auch mein drittes Sprachkurssemester ging ziemlich schnell vorbei. Und ich fand dieses Semester richtig gut. Denn unsere Lehrerin war wirklich toll. Ich mochte ihre fordernde aber doch sehr humorvolle Art. Sie gab uns immer schön viel Hausaufgaben auf und ich hatte wirklich das Gefühl, mein Chinesisch zu verbessern, weil sie bei jedem noch so kleinen Fehler gleich dazwischenfunkte und Einen dazu brachte, den gesamten Satz noch einmal korrekt zu wiederholen. An unserem letzten gemeinsamen Unterrichtstag schauten wir einen taiwanesischen Film, von dem ich allerdings nicht allzu viel mitbekam, da Freda und ich Sandwiches für die benachbarten Klassen schmieren sollten. Als Entschuldigung. Angeblich sollen wir immer ziemlich laut gewesen sein. Als uns das unsere Lehrerin erzählte, waren wir alle ziemlich überrauscht. Und ich glaube jeder schaute insgeheim Alex an. Interessant war, was wir als Belag auf die brotdreiecke schmierten. Es gab Kartoffelsalat, den jeder Deutscher sofort als Kartoffelbrei kategorisiert hätte. Und auf diesen Brotaufstrich, als Brotbelag sozusagen, gab es Gurkenstückchen mit Apfelstückchen. Als eine Art Salat? Also zusammenfassend produzierten wir in kleiner Fließbandarbeit: Süße Toastdreiecke mit Kartoffelbrei und Gurke und Apfel. Schmeckte gar nicht schlecht.


Und dann brachte unsere Lehrerin uns chinesisch Schach bei. Da das richtige chinesische Schach aber sehr aufwendig ist, zeigte sie uns eine ganz einfache Variante mit nur dem halben Spielfeld.


Und was darf natürlich nie zum Semesterabschluss fehlen? Ein Klassenfoto.


Und hier mal der Trailer zu dem Film, den wir gesehen haben. Am Anfang fand ich ihn ganz nett. Ein bisschen was von Amélie, aber sehr viel ruhiger. Und ich muss sagen, manchmal schauen die Hauptdarsteller schon etwas dümmlich in die Kamera und die langsamen übertrieben schönen Bilder und in Slow Motion noch mal verlangsamten Momentaufnahmen sind irgendwann ein bisschen zu viel. Vielleicht müsste ich den Film auch einfach noch mal in etwas ruhigerer Umgebung sehen.


Nach dem Unterricht erzählte mir Sieun, dass sie gerne irgendwohin fahren würde, einen kleinen Ausflug nach Danshui vielleicht. Und so verabredeten wir uns für später. Als wir dann in der MRT waren überlegten wir dann aber hin und her. Denn da ich am Abend noch Teeunterricht vom Teeclub hatte und die Fahrt bis nach Danshui fast 2h dauern würde und das dann doch ganz schön knapp werden würde, entschieden wir uns um und fuhren nach Gongguan. Das ist mit der MRT zwar ein ganz schöner Umweg, aber das war uns am Ende dann auch egal. Und kaum waren wir da, hatten wir erst einmal Hunger und so zeigte mir Sieun ein richtig kleines leckeres Restaurant.



Danach gingen  wir dann einfach schlendern und aßen noch lecker Mangoeis, bevor ich dann, schon ein bisschen müde, mit dem Teeclub zu einer Teelehrerin ging, um mehr über Pu Erh Tee zu lernen.


Sie gab uns neben aus dem gleichen Teebaum wie Pu Erh Tee gemachten Grüntee und Schwarztee, auch Pu Erhs verschiedenen Alters.


Hier ein Überblick über die verschiedenen Sorten.


Und ein Gruppenfoto


Fazit: 20-jähriger Pu Erh ist was ganz feines!