Mittwoch, 30. Mai 2012

Früchtetee schmeckt nach Heimat

Am Dienstag ist meistens Teeclubtag und diesmal lud uns unsere Teelehrerin zu sich nach Hause ein, um uns Unterricht im Blumentee zu geben. Denn der Teeclub verfügt zwar über ziemlich viele verschiedene Teesorten, hat allerdings keine teeähnlichen Aufgüsse parat. Also kamen wir alle in der netten Wohnung unserer Teelehrerin zusammen.


Und kaum angekommen, wies sie uns an, wie man ganz leicht und auch ziemlich kostengünstig diverse kleine süße Snacks, passend zum Tee, zaubern können. Das war für mich ziemlich interessant, weil ich jetzt das Wundermittel für Teegelee kenne: Hantianpulver! Ich bin ja schon von Beginn an von den vielen verschiedenen Gelees Taiwans begeistert, vor allem, weil sie fast ausschließlich pflanzlich sind. Das find ich ziemlich beachtlich, weil in Deutschland fast jedes Gelee Gelantine enthält. Als Nichtvegetarier find ich das jetzt nicht schlimm, aber mich faszinieren Alternativen immer wieder.


Neben Teegelee aus Oriental Beauty durften wir auch kleine Kügelchen aus lila Reis und grüne Bohnen rollen.


Die grüne Bohnenpaste war auch ziemlich interessant. Denn es sah aus wie Marzipan. Natürlich hat es nicht so geschmeckt, aber zusammen mit dicker gesüßter Kondensmilch war es wirklich ein netter Snack.


Und dann kam es endlich zu dem Tee. Ich hatte mich auf den Unterricht sogar vorbereitet. Nämlich in dem Sinne, dass ich vorher im Internet recherchierte wie die für uns in Deutschland wichtigsten Kräuterteekräuter auf Chinesisch heißen. Es stellte sich aber heraus, dass es weniger um Kräutertee ging. Denn so eine Vielfalt an Kräutern wie wir es in Deutschland kennen gibt es gar nicht in Taiwan. Stattdessen werden häufiger Blüten entweder dem richtigen Tee beigemengt oder pur getrunken. Ich fand es ziemlich putzig wie aufgedreht alle vom Teeclub waren, als die Glaskanne mit dem frisch aufgebrühten Früchteblumentee hereingetragen wurde.


Es war auch ziemlich lustig, wie man richtig merkte, dass die wenigsten vom Teeclub schonmal Früchtetee selber aufgebrüht haben. Denn neben dem Fakt, dass die Farbe sehr ausführlich bewundert wurde, bekam der Tee drei Aufgüsse. Das mag für uns Europäer total absurd klingen, dass man Früchtetee drei Mal aufgießen möchte, aber für taiwanesischen richtigen Tee ist das vollkommen normal. Während die meisten vom intensiven und sauren Geschmack des ersten Aufgusses ziemlich überrascht waren, waren andere etwas enttäuscht, dass der Tee mit dem dritten Aufguss zwar noch so schön rot war, aber einfach mal nach gar nichts weiter schmeckte.


Für mich war der erste Schluck Früchtetee wirklich wie ein filmreifer Flashback. Heimweh. Ich konnte so richtig kleine Szenen und Erinnerungen an Früchtetee und Zuhause vor meinen Augen abspielen sehen. Wäre ich allein gewesen, hätte ich wahrscheinlich geweint.

Und nach dem Früchtetee durften wir unsere eigenen Blumenteekreationen zusammenstellen. Es gab Rosenblüten, Lavendelblüten, Kamillenblüten und Chrysanthemenblüten.

Und danach bekam jeder einen Teebeutel (!!!) und sollte diesem Tee eine Blume hinzufügen. Ich bekam Oolong aus dem Teebeutel (!!!) und gab Rosen dazu. Ich konnte das aber echt nicht trinken. Oolong aus dem TEEBEUTEL!!!!


Und dann lernte ich endlich einmal die taiwanesische Pflaume in ihrer rohen Gestalt kennen. Jetzt weiß ich auch, warum sie immer so sauer ist: Es ist im Grunde eine Art Mirabelle. Und etwa genauso groß wie die Mirabellenpflaumen waren auch die kleinen Mausgrauen.


Das obligatorische Gruppenfoto darf natürlich auch nicht fehlen.


Fazit: Auch wenn die Lehrerin immer ziemlich schnell, laut und schrill spricht und sie meinen Namen immer falsch sagt, fand ich es ganz süß von ihr, uns alle zu sich einzuladen.

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