Sonntag, 1. Juli 2012

Teegeschichte

Am Freitag traf ich mich endlich mal wieder mit meiner supersüßen Sprachpartnerin. Und wir gingen in ein japanisches Restaurant, wo ich das erste Mal endlich endlich Sashimi, rohe Fischscheiben essen konnte. Das war seit langem mal wieder ein richtig zufriedenstellendes Mittagessen in einem Restaurant. Super lecker!


Am Samstag machte ich dann ein bisschen meine Teehausaufgaben und spielte mal wieder mit dem kleinen Röstkörbchen. Kaum hatte ich den Kleinen angeworfen, rief auch schon mein Teelehrer an und fragte, ob ich am Nachmittag zu ihm kommen könnte.


Bei meinem Teelehrer angekommen, sollte ich erst mit seiner Tochter Englisch üben. Aber die hatte wirklich gar keine Lust auf Englisch, vor allem nicht, wenn der Papa sie immer wieder dazu auffordert und im Nebenraum vielleicht sogar mitlauscht, ob sie denn auch wirklich Englisch spricht. Also, haben wir erst einmal ein bisschen Chinesisch geredet und sind dann langsam zu Englisch gewechselt. Seine Tochter ist schon eine ganz liebe und süße, aber eben 14 Jahre und somit an anderen Sachen interessiert als mit einer teeverrückten deutschen Austauschstudentin auf Englisch zu reden.

Später verglichen mein Teelehrer und ich unsere Terminplaner, um die noch verbleibenen 26 Tage möglichst sinnvoll mit Tee zu füllen. Wir kamen bis zum nächsten Montag. Dann folgte ein vierstündiger Monolog meines Teelehrers über die Geschichte Chinas. Mit sehr vielen mehr oder weniger anschaulich gestalteten Skizzen. Und das nur, weil ich ihm erzählte, dass ich am Montagmittag mit den Tempelfrauen vom Tian En Gong, der Tempel mit den leckeren Mantous, zu einem vegetarischen All you can eat Restaurant eingeladen worden bin. Er erklärte mir darauf, dass dieser Tempel weder buddhistisch noch taoistisch ist, sondern irgendwas dazwischen. Ich muss noch mal recherchieren, ob das jetzt irgendeine gefährliche Sekte ist. Aber er meinte, so schlimm kann es nicht werden, da ich ja bald schon wieder weg bin. Da haben die gar keine Zeit mich zu bekehren. Mittlerweile habe ich sogar einen Wikiartikel zu der Religion gefunden.


Später ging es dann nach Shenkeng, wo ein befreundeter/verwandter Teebauer von meinem Teelehrer wohnt. Und seine Spezialität ist Wenshan Baozhong. An diesem Abend lernte ich, dass die wohl vielfältigste Teepflanze in Taiwan die Sorte Qingxin Oolong ist. Denn die kann für Baozhong, Oriental Beauty, Schwarztee und auch Gaoshan Cha verwendet werden. Irre. Nachdem wir also zunächst den frischen diesjährigen Baozhong, welcher beim staatlichen Wettbewerb den dritten Preis gewann, probierten wir danach noch weitere Spezialitäten.


Mein Teelehrer hatte für den Teemeister (Saigong) auch etwas von seinem Tieguanyin mitgebracht, aber ich hatte so den Eindruck, dass er sehr seinem eigenen Tee verbunden war und irgendwie nicht so der Fan von Tieguanyin war. Nach dem Tieguanyin folgte dann Oriental Beauty. Zwei Sorten, einmal Preisträger vom letzten Jahr aus Puli (Mitte) und zum Anderen diesjähriger aus Shiding (rechts), brachte mein Teelehrer mit, der Orientaly Beauty ganz links stammt aus eigener Produktion vom Saigong und ist schon drei Jahre gereift. Und ohne, dass ich es jemals gelesen hätte oder schon einmal gehört hätte, beschrieb ich den Geschmack vom dreijährigen als champagnerartig. Und tatsächlich wurde Oriental Beauty früher auch mal Champagner Oolong genannt.


Je später der Abend desto besser die Tees. Das hat sich schon einige Male bewahrheitet. Und auch diesmal gab es zum Abschluss noch ganz feinen ganz frischen Schwarztee vom Saigong. Ich habe lange nicht einen so süßen Schwarztee getrunken. Unglaublich. Und zum Abschied bekam ich sogar ein Päckchen diesen Schwarztees geschenkt.


Fazit: Ich liebe Teebauernhäuser, weil die stets großräumig offen und nach Tee riechend sind.

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