Sonntag, 1. Januar 2012

Beim Teeshifu zu Hause

Heute zum Neujahr war es besonders ruhig, denn es hatten so einige Geschäfte geschlossen. Darunter auch das Jiaozirestaurant, welches sonst immer offen zu sein scheint. Aber immerhin haben die einen süßen Zettel hinterlassen, der allen ein frohes neues Jahr wünscht.


Da ich erst gegen 12 mit Airi aufstand, hatte ich nicht besonders viel vom Vormittag und machte mich dann am Nachmittag auf zur Wohnung meines Teelehrers. Denn er hatte mich gebeten, mich am Sonntag bei ihm zu melden, sodass er mich testen kann, ob ich fein geübt habe und mir natürlich wieder neue Sachen beizubringen. Als ich ankam, war wirklich volles Haus bei ihm angesagt und er zeigte mir erst einmal stolz seine mit Designermöbeln gestaltete moderne Wohnung. Unter anderem lernte ich auch Tina kennen, mit der ich mich wirklich gut verstand. Sie war ganz erstaunt, dass ich mein Essen in einem traditionellen Bambusdämpfkörbchen zubereite.


Heute brühte ich neben einem Baozhong, auch einen Gaoshancha und Dongfangmeiren (Oriental Beauty). Am Ende kam dann der Tie Guan Yin an die Reihe, von dem mein Lehrer meinte, dass er am meisten Spaß mache, weil man so schön mit ihm spielen kann. Wie spielt man mit Tee? Also, man benötigt verschiedene Gefäße, worin der Tee gebrüht wird und Trinkbecher aus verschiedenen Materialien und vergleicht, wie sich jedes Mal der Geschmack verändert.


Beim ersten Aufguss nahm ich die unglasierte Keramikkanne ganz rechts und mir schmeckte der Tee aus der Porzellanschale damit am besten. Als zweites kam die mittlere Keramikkanne dran und mir schmeckte der Tee aus der mittleren Schale (eine durch Tunkverfahren von außen gefärbte Keramikschale) am besten. Mit dem Keramikgaiwan schmeckte mir auch der Tee mit der mittleren Schale am besten. Dann meinte ich, dass die mir der Tee in der mittleren Schale am besten schmeckt, weil er das leicht bittere von der rechten Schale und das leicht säuerliche aus der linken Schale verbindet. Daraufhin goss mein Lehrer die linke und rechte Schale zusammen und ließ mich wieder probieren, ob es jetzt so wie die mittlere schmecke. Aber da das schon ziemlich am Ende war und ich irgendwie kaum noch Unterschiede schmeckte, war das nicht so einfach zu entscheiden.


Dann gab er mir noch ein Heft mit dem traditionellen Bauernkalender mit, welcher der chinesische Mondkalender ist. Darin sei alles mögliche vermerkt und mein Lehrer erzählte mir beim Durchblättern wann welcher Tee geerntet wird. Unter anderem lernte ich, dass Oriental Beauty so einen besonderen Geschmack hat, weil im März bis April ein Insekt an den Teeblättern knabbert. Und da das nur im Frühjahr passiert, kann Oriental Beauty nur einmal im Jahr geerntet werden, während andere Teesorten bis zu vier Mal geerntet werden können. Aber die wichtigsten Ernten sind Frühjahr und Winter. Sommer und Herbst seien nicht ganz so gut.


Fazit: Je tiefer ich in das Thema Tee eindringe, desto mehr Spaß macht es mir, mich damit zu beschäftigen, weil es wirklich mehr als einfach nur ein Getränk ist.

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