Sonntag, 15. Januar 2012

Soviel erlebt, das könnte für drei Tage reichen

Sabines erster richtiger Tag in Taiwan wartete wirklich mit vielen lustigen Sachen auf. Schon die ersten Schritte auf dem Weg zum Frühstück sorgten für Spass, weil einer der zwei Polizisten auf der Kreuzung komplett in einen neongrünen Anzug gekleidet war, was eher an Quarantäneschutz als an Verkehrhelfer erinnerte. Auch interessant ist der Fakt, dass sämtliche Fähnchen und Plakate für die am Samstag statt gefundene Wahl bereits komplett abgenommen waren.


Im Frühstücksladen, bei meinem "Tschüss"-Freund erfuhren wir dann, dass der bereits amtierende Präsident wiedergewählt wurde.


Und wie nach Wahlen so üblich gab es schön viele Statistiken. Am liebsten mochte ich die Grafik, die veranschaulicht, wie ca. 3/4 der Insel blau gewählt haben und nur der Südzipfel gegen eine Annäherung an China ist. Kinmen, eine taiwanesische Insel direkt vor dem chinesischen Festland, hat dagegen eine 98 prozentige pro-Chinaeinstellung.


Nach dem Frühstück und einem kleinen Bummel über den Markt, sowie dem Einkauf an Proviant (Onigiri) machten wir uns zur Gondelstation auf, wo wir auch gar nicht so lange warten mussten. Nur war die Aussicht nicht so weitreichend, da wir entweder durch Wolken hindurch fuhren oder andere Wolken die Sicht blockierten.


Da wir bis zum Treffen mit meinem Teelehrer noch etwas Zeit hatten, spazierten wir ein wenig auf Maokong herum. Aufgrund des Wetters waren nicht so viele Touristen unterwegs und Maokong wirkte sehr dörflich. Und erholsam.


Ich war zwar jetzt schon einige Male dort oben, aber jedes Mal entdecke ich entweder neue Wege oder erfreue mich aufs Neue an der wunderschönen Umgebung.


Selbst bei nicht so grandiosem Wetter ist Maokong wundervoll. Die Teebäume sind in vollem Grün und ab und zu sieht man auch welche blühen.


Diese Raupe hatte auch viel Spass. Allerdings ist das bestimmt nicht die Raupe, die für den richtigen Dong Fang Mei Ren (Oriental Beauty) benötigt wird. Denn die kommen wohl erst so im März raus. Und mein Teelehrer hat mir versprochen, dass wir dann gemeinsam die Käfer ansehen gehen, die dem Dong Fang Mei Ren den so wundervollen Geschmack geben.


Was Sabine besonders spannend fand war der Fakt, dass trotz des Regens keine Regentropfen auf den Teeblättern zu sehen waren. Andere Pflanzen hatten dagegen schon Tropfen.


Jetzt nachdem ich schon ein bisschen mehr über Tee gelernt habe und mittlerweile auch weiss, dass bestimmte Teebaumsorten sich nur für bestimmte Teesorten eignen, habe ich auch wirklich Unterschiede in den Pflanzen gesehen. Ich fragte später meinen Teelehrer, welche Sorten das hier wären und er meinte links sei Tie Guan Yin, ein Oolong, und rechts die Büsche würden für Si Ji Chun, ein Grüntee, verwendet. Aber der Si Ji Chun hätte nicht eine so gute Qualität.


Was ich auch immer wieder schön finde auch Muzha sind die kleinen Gärten, die man hier und da findet. In diesem hier wuchsen auch ein paar CDs.


Als wir dann zur Teehütte meines Teelehrers kamen, wartete dieser schon auf uns und stellte uns noch kurz einem Freund vor. Dieser Freund stellte sich vier Stunden später als Taxifahrer heraus, der lediglich dafür zuständig war meinen Teelehrer auf den Berg und wieder nach Hause zu bringen. Wie jedes Mal musste natürlich ein kleines Ritual abgehalten werden und der Taxifahrer durfte den Gong schlagen, während Sabine fleissig mit der Maske wackelte.


Im Haus machte mein Teelehrer dann erst einmal ein ausführliches Fotoshooting. Mit mir und dem Bambustisch. Mit Teekanne. Ohne Tee.


Aber ich glaube Sabine fand er viel interessanter. Sie durfte an jedem Tisch posieren, musste Teeschalen präsentieren und an Teetischen hocken. Er machte dann tausende Fotos. Mit Sabines Kamera.
Nachdem ich zunächst etwas Tee aufgebrüht hatte, durfte auch Sabine mal probieren. Und auch wenn sie ein bisschen nervös war, wurde der Tee doch sehr gut. Mein Lehrer versuchte daraufhin ihr ständig irgendwelchen Tee aufzuschwatzen.


Als mein Teelehrer dann nach etwa 4 Stunden beschloss, dass es Zeit wäre runter zu fahren, räumten wir alles weg und brachen auf. Doch nach nicht einmal  3 Minuten Taxifahrt hielten wir wieder und besuchten einige Verwandte von meinem Teelehrer. Er erzählte, dass sein Grossvater hier gewohnt hatte, sein Vater aber in die Stadt gezogen sei, weswegen mein Teelehrer hauptsächlich in der Stadt aufgewachsen sei. Aber der ältere Sohn des Bruders des Grossvaters wohnte noch immer dort. Vielleicht war die Verwandtschaftsbeziehung auch etwas anders, man weiss nie so richtig, wer nun wessen Bruder oder Cousin ist, da alle irgendwie bezeichnet werden. Auf jeden Fall nannte mein Lehrer ihn seinen Lehrer, was ihn zu meinem Saigong macht. Vor ungefähr 20 Jahren gewann der Saigong den ersten Platz für seinen selbstgemachten Tee bei einem Teewettbewerb.
Das interessante an dem Haus, oder besser Raum, war, dass die Gerätschaften für die Herstellung von Tee gleich neben dem Bett standen. Und in der Maschine, worin der Tee gerollt wird lagen Klamotten.


Gruppenfoto mit dem Saigong vor seinem Preis.


Nach dem Besuch beim Saigong besuchten wir noch weitere Verwandschaft und dort traf ich einen Teeschüler meines Teelehrers wieder, den ich schon beim ersten Treffen kennen lernte. Sein Name ist Andy und er läuft normalerweise nicht in solchen Klamotten rum, sondern wurde vom Teelehrer dazu verdonnert. Dann folgte wieder ein Fotoshooting. Mit Andy. Mit Sabine. Mit Sabine und Andy. Alles mit Sabines Kamera.


Und dann wurden wir irgendwo ausgesetzt. Mein Teelehrer redete schon die ganze Zeit von einem sehr lebendigen Ort und dass man da super Tofu essen könnte und so. Und so dachte ich die ganze Zeit Shenkeng sei der Name eines Restaurants. Er meinte auch, dass das ganz in der Nähe zu meiner Wohnung sei. Also ging ich von einem Restaurant in der Nähe meiner Wohnung aus. Weit gefehlt. Shenkeng ist ein weiterer Stadtteil von Taipei und dort gab es eine alte Strasse, wo man viele Sachen essen konnte.


Wir kamen also in Shenkeng mit dem Taxi an und da brachte uns mein Teelehrer zu einem Stand, der wohl auch von einer Verwandten von ihm betrieben wird. Es war ein Stand für Entenzeugs und so bekamen wir jeder einen kalten fettigen Entenflügel in die Hand gedrückt. Dann verabschiedete sich mein Teelehrer von uns und standen wir erst einmal ein wenige verdutzt und verdattert in der Gegend rum bis wir uns auf eine Bank setzten. Doch dann kam mein Teelehrer wieder und drückte uns noch jedem ein Zongzi (in Bambusblätter eingewickelte Klebreisdinger) in die Hand. Dann fuhr er wirklich. Da wir eigentlich nach Gongguan wollten und nicht so richtig wussten, was wir jetzt machen sollten, liefen wir die Strasse einmal runter und nahmen dann den Bus nach Hause.


Und von dort ging es dann wirklich nach Gongguan, damit ich Sabine den wohl besten Milchtee überhaupt vorstellen konnte. Leider hatte der Vergleichsbubbletealaden aber keine Bubbles mehr, weswegen sie jetzt einfach glauben muss, dass normale Bubbleteas nicht so gut schmecken wie dieser.


Als wir dann noch so ein bisschen herumspazierten und sogar bis zum Shidanachtmarkt liefen, musste ich mir dort einfach ein verfrühtes Andenken kaufen: Eine Taiwantasche. Aber die wird erst in Deutschland verwendet. Damit sie mir hier aber nicht wegschimmelt, muss Laura sie dann mit nach Hause nehmen.


Fazit: Den wahren Wert von Souvenirs erkennt man immer erst zu Hause, deswegen musste ich diese Tasche kaufen, damit ich ganz sicher etwas habe, wo Taiwan drauf steht.

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